Stundenlohn als Selbstständiger: 6 Faktoren beeinflussen dein Gehalt

Stundenlohn als Selbständiger
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Das wohl wichtigste und gleichzeitig schwierigste Thema zu Beginn der Gründung ist dein Stundenlohn als Selbstständiger oder Freiberufler. Du musst lernen, anders zu denken als noch als Angestellter, da dir Dinge wie Urlaub und Krankheit nicht bezahlt werden. Auch die Steuern musst du selbst kalkulieren.

Wie berechnest du also deinen Stundenlohn als Selbstständiger richtig? Im heutigen Beitrag klären wir alle Faktoren, die deinen Stundenlohn beeinflussen. Mach es gleich von Anfang an richtig, damit du auch von deiner Selbstständigkeit leben kannst.

Dein Zieleinkommen

Überlege dir im 1. Schritt, wie viel du pro Jahr netto verdienen möchtest. Dieses solltest du nun aber nicht einfach durch 52 Wochen und 40 Arbeitsstunden teilen. Denn du wirst wohl nicht 365 Tage im Jahr arbeiten.

Denke also vorher darüber nach, wie viele Tage oder Wochen du Urlaub nehmen möchtest und packe einen Puffer für Krankheit oben drauf. Wenn du also z.B. 4 Wochen pro Jahr Urlaub machen möchtest, solltest du am besten noch ca. 2 Wochen für Unvorhergesehenes, wie Krankheiten, einplanen. Sicher ist sicher. Auch Aus- und Weiterbildungstage sollten hier mit eingeplant werden. Und was ist mit den Feiertagen im Jahr? Arbeitest du an den Feiertagen oder nimmst du dir frei? Diese betragen abhängig vom Bundesland 10-14 Tage im Jahr und müssen somit in der Stundenlohn-Kalkulation einbezogen werden, wenn du hier frei nimmst.

Für unsere Beispielrechnung bleiben von 365 Tage also folgende Tage übrig:

Kalendertage: 365 Tage

Minus Wochenenden: 104 Tage
Minus Feiertage, an denen du nicht arbeitest: 12 Tage
Minus Urlaub: 30 Tage
Minus Krankheit: 10 Tage
Minus Weiterbildung: 5 Tage

= Arbeitstage im Jahr: 204 Tage
= Arbeitstage pro Monat: 17 Tage

Wie viel Stunden willst du pro Woche arbeiten?

Diese Arbeitstage müssen im nächsten Schritt in Stunden heruntergebrochen werden. Wie lange möchtest du jeden Tag/ jede Woche arbeiten? 40 Stunden wie ein Angestellter oder hast du dich vielleicht selbstständig gemacht, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können?

In unserem Beispiel rechnen wir mit 7 Stunden pro Tag, also 35 Stunden pro voller Arbeitswoche.

Bei einem Zieleinkommen von 50.000 € im Jahr würde das Ganze also wie folgt aussehen:

Zieleinkommen: 50.000 € im Jahr

Arbeitstage im Jahr: 204 Tage
Arbeitstage pro Monat: 17 Tage

Gesamte Arbeitsstunden pro Monat (7 pro Tag): 119 Stunden

Gesamte Arbeitsstunden pro Jahr: 1428 Stunden

50.000 € / 1428 Stunden = 35,01 €

Nicht abrechenbare Stunden

Wie du dir vielleicht denken kannst, ist das noch nicht alles. Natürlich kannst du als Selbstständiger nicht 100% deiner Arbeitszeit anrechnen. Du musst Mails beantworten, deine Finanzen verwalten, Marketing und Kundenakquise betreiben, Erstgespräche führen, dich weiterbilden usw. In diesen Zeiten wirst du nicht bezahlt.

Eine Durchschnittswert, mit dem viele rechnen, ist 60% Kundenarbeit und 40% Verwaltungsarbeit. Aus den 1428 Stunden werden also nun 856,8 Stunden, die tatsächlich bezahlt werden. Das ergibt einen Stundenlohn von 58,36 € (50.000 € / 856,8 Stunden).

Kosten

Noch sind wir mit der Berechnung aber nicht am Ende. Nachdem wir nun wissen, wie viele Stunden abrechenbar sind, müssen wir noch bestimmte Kosten betrachten, die du als Selbstständiger auch selbst tragen musst. Diese umfassen:

  • Steuern
  • Versicherungen, z.B. Krankenversicherung, Rentenversicherung, aber gegebenenfalls auch Rechtsschutz
  • Bürokosten, z.B. Internet, Telefon, Strom und Miete
  • Kosten für Software, Website und sonstige Dinge, die du für den Betrieb deiner Selbstständigkeit benötigst
  • Kosten für Marketing
  • Kosten für Weiterbildungen
  • Reisekosten

 

Rechne diese Kosten also zu deinem Zieleinkommen hinzu und teile dann durch die abrechenbaren Stunden. So erhältst du deinen optimalen Stundenlohn als Selbstständiger.

Extra-Tipp: Google Durchnitts-Stundensätze deiner Branche

Wenn du nicht sicher bist, ob dein Stundensatz zu hoch oder zu niedrig angesetzt ist, google nach den normalen Stundensätzen deiner Branche. Dieser ist für gewöhnlich abhängig davon, wie viel Erfahrung und Fähigkeiten du hast und abhängig von der Komplexität und Schwierigkeit deiner Arbeit. Als SAP-Berater kannst du z.B. deutlich mehr verlangen als jemand, der Recherchearbeiten anbietet.

Stundensatz oder Festpreis?

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, einen Festpreis zu verlangen. Der Vorteil hierbei ist, dass du normalerweise mit mehr Erfahrung schneller wirst und dein Stundensatz entsprechend steigt. Wenn du einen Stundensatz verlangst und mit der Zeit schneller arbeitest, verdienst du im Endeffekt weniger, was ja nicht Sinn der Sache ist.

Entsprechend kannst du entweder regelmäßig deinen Stundensatz nach oben schrauben oder eben einen Festpreis anbieten. Überlege dir bei der Berechnung, wie lange du für eine Aufgabe benötigst und rechne einen Puffer für unvorhergesehene Dinge ein. Bei einer Website-Erstellung kann das zum Beispiel die Behebung eines Fehlers sein, mit dem du nicht gerechnet hast.

Ein Festpreis wird auch von Kunden häufig lieber gesehen, da diese von Beginn an wissen, welche Kosten auf sie zu kommen. Wichtig ist aber, dass du für einen Festpreis lernen musst, die Arbeitszeit richtig einzuschätzen, denn sonst kann das Ganze schnell nach Hinten losgehen und du machst keinen Gewinn.

Der Vorteil von Stundenpreisen hingegen ist, dass du keinen Verlust machst, falls sich die Anforderungen der Arbeit ändern, sich etwas verzögert oder eben andere unvorhergesehene Dinge eintreten.

Fazit: Stundenlohn als Selbstständiger

Anhand der verschiedenen Faktoren, die beachtet werden müssen, siehst du, wie wichtig es ist, den Stundenlohn als Selbstständiger richtig zu kalkulieren. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um alles entsprechend durchzurechnen, denn es ist schwer Preise bei Bestandskunden im Nachhinein anzuheben. Das kannst du nur in kleinen Schritten tun. Mach die Kalkulation also von Anfang an ordentlich, um mit deiner Selbstständigkeit Erfolg zu haben.

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